Testspiel: Deutschland schlägt Spanien dank Kroos

Durch einen 1:0-Erfolg im prestigeträchtigen Testspiel gegen Spanien in Vigo schließt die deutsche Nationalmannschaft das überragende Jahr 2014 mit einem positiven Ergebnis ab. Trotz zahlreicher Ausfälle zeigte die Elf von Bundestrainer Joachim Löw eine couragierte Leistung und belohnte sich durch ein spätes Tor von Spanien-Legionär Toni Kroos und siegte erstmals nach 32 Jahren wieder in Spanien.

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Vor dem Spiel mussten beide Nationaltrainer auf zahlreiche ihrer Stammakteure verzichten und umso überraschender war es, dass Bundestrainer Löw sein nicht eingespieltes Team in einem 3-4-3-System auflaufen ließ. In der Abwehr bildeten vor Keeper Ron-Robert Zieler Benedikt Höwedes, Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger eine Dreierkette, während im Mittelfeld Sebastian Rudy, Sami Khedira, Toni Kroos und Erik Durm zum Einsatz kamen. In der Offensive setzte Löw auf das Bayern-Duo Mario Götze und Thomas Müller, die Stürmer Kevin Volland flankierten.

Neu formierte DFB-Abwehr steht sicher

Der Weltmeister Deutschland und Europameister Spanien boten insgesamt ein Spiel auf überschaubarem Niveau, in dem die Hausherren aber vorerst mehr Spielanteile hatten. Schon in der 12. Minute prüfte Nolito erstmals mit einem Distanzschuss den guten Neuer-Vertreter Zieler und fand im Schlussmann von Hannover 96 seinen Meister. Doch im Laufe des Spiels steigerte sich die neu formierte Defensive der DFB-Auswahl, und der taktische Zug, bei gegnerischem Ballbesitz aus der Dreierkette einer Fünferreihe werden zu lassen, griff zunehmend.

Die Behelfsabwehr um das Trio Höwedes, Rüdiger und Mustafi machte ihre Sache sehr ordentlich und ließen gegen den Europameister nicht viel zu. Besonders auffällig war der in Spanien spielende Mustafi, der im Abwehrzentrum kompromisslos zur Sache ging und die Abwehr dirigierte

Deutschlands Offensive auf Sparflamme

Während die Defensive im Dauerregen von Vigo auf dem tiefen Boden glänzen konnte, kam die deutsche Offensive über gelegentliche Ansätze kaum hinaus. Die erste nennenswerte Aktion lieferten die Münchner Müller und Götze, wobei Letzterer nach einem feinen Zuspiel seines Teamkollegen einen trockenen Schuss auf das spanische Tor abgab, den Iker Casillas in seinem 160. Länderspiel jedoch gekonnt meisterte. Khedira merkte man hingegen die mangelnde Fitness und Spritzigkeit an und der Real-Spieler konnte das Spiel zunächst nicht ankurbeln, steigerte sich aber deutlich im zweiten Abschnitt.

Während Kroos sehr dosiert agierte, wurde Götze kaum ins Spiel eingebunden und musste auch noch nach 22 Minuten in Müller auf seinen Anspielpartner verzichten. Der polyvalente Torjäger musste wegen eines Pferdekusses an der linken Gesäßhälfte, als Folge eines Fouls, für Karim Bellarabi ausgewechselt werden. Dem Leverkusener gelang es durch sein Tempo das sehr dezente Offensivspiel sichtlich zu beleben. So bot sich dem Hoffenheimer Rudy in der 33. Minute die unverhoffte Möglichkeit zum Torabschluss, doch dessen Schuss ging weit über den Kasten der Iberer hinaus.

Kroos bestraft ideenlose Spanier kurz vor Abpfiff

Nach einer torlosen ersten Hälfte hatten beide Teams im zweiten Durchgang mehr und mehr mit der Standfestigkeit als mit dem Gegner zu kämpfen, da der Dauerregen den Rasen zunehmend aufweichte. So kam es auf beiden Seiten kaum noch zu zwingenden Angriffsaktionen und den Zuschauern bot sich über weite Strecke ein sehr zäher Kick. Spanien, die meist gewohnt ballsicher agierten, fehlte es an klaren Ideen, um den sicher stehenden DFB-Abwehrriegel zu knacken. Im Team der Furia Roja machte sich das Fehlen etlicher Leistungsträger doch sehr stark bemerkbar, wobei Deutschland in der 2. Halbzeit sogar etwas überraschend deutlich mehr Ballbesitz hatte
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Einer der wenigen Highlights war ein 18-Meter-Freistoß von Lokalmatador Nolito, den Zieler aber souverän mit den Fäusten zur Ecke (59.) klärte. Deutschland hatte sogar erst in der 79. Minute seine nächste Torgelegenheit, als der zuvor eingewechselte spanische Keeper Kiko Casilla mit einem Distanzschuss von Volland große Probleme hatte, den nassen und rutschigen Ball zu parieren.

Erneut war es der sehr gut aufgelegte Zieler, der acht Minuten vor dem Ende gegen Pedro das drohende 0:1 verhinderte. Und als alle Welt mit einem Unentschieden abgeschlossen hatte, traf Kroos mit einem fulminanten Distanzschuss zum 1:0. Bei seinem Siegtor hatte der Madrilene jedoch etwas Glück, dass Spaniens Torwart Casilla den nassen Ball nicht zu fassen bekam.

Spanien – Deutschland 0:1: Die Stimmen zum Spiel

  • Vicente del Bosque (Trainer Spanien): „Es war ein ausgeglichenes Spiel, das durch eine Aktion von Kroos entschieden wurde. Ich nehme das Positive aus dem Spiel mit. Wir sind dabei, eine neue Mannschaft aufzubauen.“
  • Joachim Löw (Bundestrainer): „Ich denke, dass man sich keinen besseren Jahresabschluss wünschen kann. Mit der Defensivleistung war ich sehr zufrieden, in der Offensive hatten wir in der zweiten Halbzeit bessere Aktionen als in der ersten. Wir müssen uns weiterentwickeln und in einigen Dingen weiter verbessern. Das war heute ein sehr guter Beginn.“
  • Wolfgang Niersbach (DFB-Präsident): „Angesichts unserer Personalsorgen konnte man nicht damit rechnen, beim Europameister zu gewinnen.“
  • Toni Kroos (Deutschland): „Das haben wir uns gewünscht. Wir haben defensiv sehr gut gestanden und nicht viel zugelassen. Das war ein tolles Jahr und ein guter Abschluss.“
  • Sami Khedira (Deutschland): „Die Mannschaft hat es hervorragend gemacht. In der ersten Halbzeit haben wir stabil gestanden, nach dem Wechsel mehr nach vorne gemacht. Daher war der Sieg nicht unverdient.“
  • Shkodran Mustafi (Deutschland): „Ein großes Kompliment an die Mannschaft, die noch nie so zusammengespielt hat. Das hat Spaß gemacht. Wir haben heute bewiesen, dass wir auch mal in einem anderen System spielen können.“

Nächstes Länderspiel: Testspiel gegen Australien Ende März

Somit endet das großartige DFB Jahr 2014 mit dem Weltmeistertitel auf eine versöhnliche Art und Weise. Das nächste Länderspiel bestreiten die Löw Schützlinge 2015 am 25. März mit einem Testspiel gegen Australien, um vier Tage später zum EM-Qualifikationsspiel nach Georgien zu reisen.

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