Zum ersten Mal in der Geschichte trifft heute in Nürnberg Weltmeister Deutschland auf den Fußballzwerg Gibraltar. Die Rollen sind klar verteilt und es scheint nur um die Höhe des Sieges vom Weltmeister zu gehen. Auch wenn es ein EM-Qualifikationsspiel ist, wird Bundestrainer Joachim Löw die Gelegenheit nutzen und gibt zwei Weltmeistern einen Startelfplatz geben, die in ihren Vereinen zuletzt kaum Spielzeit bekamen.
An dem zweiten deutschen Sieg in der EM-Qualifikation gibt es vor der Länderspiel-Premiere gegen das nur von der UEFA nicht aber der FIFA anerkannte Gibraltar keinerlei Zweifel. Auch für Bundestrainer Löw zählt im Spiel gegen den EM-Neuling Gibraltar, das alle drei Spiele klar verlor und dabei 17 Gegentreffer schlucken musste, nur eines: „Ich erwarte logischerweise einen Sieg.“ Für den nicht gut in die Qualifikation gestarteten Weltmeister Deutschland kommt die Partie genau zum richtigen Zeitpunkt. Zum einen kann die Mannschaft nach der Pleite in Polen (0:2) und dem Remis gegen Irland (1:1) endlich wieder ein Erfolgserlebnis feiern, zum anderen nutzt der Bundestrainer die Partie um personelle Änderungen vorzunehmen.
Deutschland – Gibraltar: Löw gibt Podolski und Khedira Spielpraxis
Wirkliche Änderungen sind es nicht, wenn Löw heute Abend gegen Gibraltar Lukas Podolski und Sami Khedira von Beginn an auf den Platz schicken wird. Doch da beide in ihren Vereinen derzeit nicht viel Spielzeit bekommen und dies in der Vergangenheit immer ein Kriterium war, um in die Nationalelf berufen zu werden, ist die Startelfgarantie für die beiden Weltmeister doch etwas Neues. Podolski spielt momentan bei seinem Verein, dem FC Arsenal London, keine Rolle und verbringt die meiste Zeit auf der Bank der Gunners. Etwas ungewöhnlich ist es schon, dass die Nationalmannschaft der Ort ist, wo Spieler Spielzeit erhalten und sich für mehr Einsatzzeit im Klub bewerben können, doch der Bundestrainer betont: „Ich bin nach wie vor überzeugt von Lukas, aber er braucht eine hohe Intensität.“
Der Einsatz von Podolski in der Startelf dürfte aber auch den Absagen von Marco Reus, Julian Draxler und Andre Schürrle zu verdanken sein.
Auch Khedira spielte zuletzt bei Real Madrid keinerlei Rolle, was jedoch daran lag, dass der 27-Jährige aufgrund einer Muskelverletzung lange pausieren musste. Sowohl gegen Gibraltar als auch im Testspiel gegen Spanien wird der ehemalige Stuttgarter Spielpraxis erhalten. „Ich glaube, dass er in beiden Spielen auf dem Platz stehen wird“, so Löw zur Personalie Khedira.
Löw setzt auf volle Offensive – Kramer fällt kurzfristig aus
In der Partie gegen Gibraltar setzt der Bundestrainer voll auf die Offensive und baut daher sein System von 4-2-3-1 auf ein 4-1-4-1 um. Den Posten vor der Abwehr wird Khedira besetzen, während die offensiven Außenbahnen im Mittelfeld von Podolski und dem Leverkusener Karim Bellarabi bekleidet werden. Hinzu kommen im Zentrum noch Toni Kroos und Mario Götze und an vorderster Front Thomas Müller. Geballte Offensivkraft die in Anbetracht des schwachen Gegners durchaus angebracht ist. Möglich wäre in der Abwehr auch das Debüt des Kölners Jonas Hector, der als Linksverteidiger zum Einsatz kommen könnte. Einen einfacheren Gegner für ein Länderspieldebüt, und dann auch noch vor eigenem Publikum, dürfte es kaum geben. Ansonsten werden Sebastian Rudy, Jerome Boateng, Benedikt Höwedes und Erik Durm die Abwehrreihe vor Keeper Manuel Neuer, der sich wohl auf einen ruhigen Abend einstellen darf, bilden.
Auf Christoph Kramer muss Löw hingegen kurzfristig verzichten. Der defensive Mittelfeldspieler plagt sich mit Rückenbeschwerden herum und steht für das erwartete Schützenfest gegen Gibraltar sowie das Testspiel am kommenden Dienstag gegen Spanien (20.45 Uhr live ARD) nicht zur Verfügung.
DFB-Team künftig wieder mit zwei Spitzen?
Die letzten beiden Auftritte des DFB Teams brachten enttäuschende Ergebnisse mit sich. Auch wenn Deutschland gegen Polen sich zahlreiche Chancen erspielte, verlor man aufgrund mangelnder Chancenverwertung und kapitalen Abwehrfehlern mit 0:2. Und auch gegen Irland kassierte man in der Nachspielzeit noch den völlig unnötigen Ausgleich, nachdem das Team in der Schlussphase die taktischen Vorgaben ignorierte und sich im eigenen Stadion in die eigene Hälfte einschnüren ließ. Daher denkt der Bundestrainer auch über grundsätzliche taktische Veränderungen nach. „Der rote Faden bleibt. Aber wir müssen uns in einigen Dingen auch verändern, damit wir uns weiterentwickeln. Der Fußball entwickelt sich ja auch permanent weiter. Wir haben uns in den letzten Tagen und Wochen ernsthafte Gedanken gemacht.“ Nicht unwahrscheinlich ist die Option das System wieder auf zwei Spitzen umzustellen. Ob es aus diesem Grund bald wieder neue Gesichter im Kreise der Nationalmannschaft zu sehen gibt ist nicht ausgeschlossen: „Die Spieler bestimmen selbst mit ihrer Leistung, ob sie bei der Nationalmannschaft dabei sind“, so Löw nüchtern.
Deutschland – Gibraltar Aufstellungen: So wollen sie spielen
- Deutschland: Neuer – Rudy, J. Boateng, Höwedes, Durm – Khedira, T. Kroos – Bellarabi, M. Götze, Podolski – T. Müller
- Gibraltar: Robba – Wiseman, R. Chipolina, Santos, J. Chipolina – B. Perez, Walker, R. Casciaro, Guilling – L. Casciaro, K. Casciaro
Deutschland Gibraltar live bei RTL und Livestream
RTL wird das EM-Qualifikationsspiel Deutschland Gibraltar live im deutschen Free TV übertragen. Der Privatsender, der sich auch die Rechte für die Übertragung der Qualispiele der deutschen Nationalelf für die WM 2018 in Russland sicherte, wird ab 20.15 Uhr mit der Vorberichterstattung beginnen. Anstoß der Partie in Nürnberg ist um 20.45 Uhr. Vor der Partie wird Moderator Florian König und RTL-Experte Jens Lehmann mit Vorberichten und letzten Informationen die Zuschauer auf das Spiel einstimmen. Kommentator des Spiels ist dann Marco Hagemann. Nach dem deutschen Spiel zeigt RTL Zusammenfassungen von weiteren EM-Qualifikationsspielen des Abends.
Wer das Spiel unterwegs verfolgen will, findet bei rtl.de, sport.de oder in der RTL NOW App sowie beim Streaming-Dienst Magine TV einen kostenlosen Deutschland Gibraltar Livestream.